Die Ernährungswende aktiv gestalten

Published On: 24. Januar 2022Categories: Blog, Ernährung und LandwirtschaftBy

Laut OECD kann etwa jeder fünfte Todesfall in Deutschland insbesondere auf eine ungesunde Ernährung zurückgeführt werden. Umso wichtiger ist eine aktive Ernährungspolitik, die eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise erleichtert und fördert. Bisher wurden die Verbraucher:innen in Deutschland dabei viel zu wenig unterstützt – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern. Doch das soll sich jetzt ändern: mit einer umfassenden Ernährungswende.

Warum muss sich die Ernährungspolitik ändern?

Eine gesunde Ernährung ist die Grundlage für unser aller Wohlbefinden. Doch ernährungsbedingte Krankheiten (z. B. Adipositas, Diabetes II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) entwickeln sich zu einem zunehmenden Problem in Deutschland. Das hat nicht nur fatale Folgen für die Betroffenen und deren soziales Umfeld, sondern verursacht auch hohe Kosten im Gesundheitssystem und damit für die gesamte Gesellschaft. Auch immer mehr Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Umso wichtiger ist es, gerade bei den Jüngsten in unserer Gesellschaft anzufangen. Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen und für Chancengleichheit zu sorgen, ist ein Schwerpunkt sozialdemokratischer Politik – auch in Hinblick auf die Ernährung.

Gesunde Ernährung ist die effektivste Präventionsmaßnahme

Über die Möglichkeiten einer wirksamen Gesundheitsprävention, v. a. im Bereich Ernährung, habe ich mich mit der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ausgetauscht. Die DANK ist ein Zusammenschluss von 21 wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen. Dazu gehören die Deutsche Adipositas Gesellschaft und die Deutsche Diabetes Gesellschaft, mit deren Geschäftsführer:innen ich mich getroffen habe. Im Fokus standen vor allem die geplante Ernährungsstrategie, die Regulierung von Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel sowie die Weiterentwicklung des Nutri-Scores.

Für uns war klar: Die Verantwortung für eine gesunde und nachhaltige Ernährung darf nicht allein bei den Verbraucher:innen liegen. Vielmehr müssen die Rahmenbedingungen so verändert werden, dass ein gesunder Lebensstil von Anfang an gefördert und erleichtert wird.

Gutes Essen in der Schul- und Gemeinschaftsverpflegung

Obwohl in Deutschland gesunde Lebensmittel im Überfluss vorhanden sind, ernähren sich die meisten Kinder und Jugendlichen ungesund: zu wenig Obst und Gemüse, zu viel Süßes. Die Schulverpflegung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Daher sollen die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) weiterentwickelt und in den Kantinen etabliert werden.

Kindermarketing einen Riegel vorschieben

Kinder sehen in Deutschland im Durchschnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel pro Tag. Werbung – vor allem Produkte, die viel Salz, Zucker oder Fett enthalten – ist allgegenwärtig und richtet sich oft gezielt an Kinder („Kindermarketing“).

Im Koalitionsvertrag haben wir uns vorgenommen, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige zu unterbinden. Andere Länder wie Großbritannien haben solche Werbebeschränkungen bereits eingeführt.

Internationale Beispiele für eine „Zucker- / Fettsteuer“

Eine mögliche Maßnahme, um das Verbraucherverhalten zu beeinflussen, ist eine differenzierte Lebensmittelsteuer: Mit ihr werden ungesunde Lebensmittel teurer und die gesunden günstiger. Dass vor allem ungesunde, stark verarbeitete Lebensmittel und Getränke mit hohem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt billig sind, erschwert eine gesunde Ernährung für alle und setzt falsche Anreize. Die WHO sieht in Zuckersteuern ein wirksames Mittel, um weltweit gegen den Vormarsch von krankhaften Übergewicht (Adipositas) und ihren Folgeerkrankungen vorzugehen. Länder wie Frankreich, Dänemark, Ungarn und Finnland haben bereits differenzierte Lebensmittelsteuern eingeführt. Gleiches fordert die DANK nun auch in Deutschland: eine Steuerentlastung von gesunden Lebensmitteln (z. B. Obst und Gemüse) und eine Steuererhöhung für Lebensmittel mit hohem Gehalt an Zucker, Fett und Salz („gesunde Mehrwertsteuer“).

Die Ampel steht für eine neue Ernährungspolitik, die auf Gesundheit und Nachhaltigkeit setzt und Verbraucher:innen viel stärker als bisher unterstützt.

Mit unserer Ernährungspolitik wollen wir die Ernährungswende aktiv gestalten und eine gesunde sowie nachhaltige Ernährungsweise für alle erleichtern. Um diese Aufgabe zu meistern, werden wir eine umfassende Ernährungsstrategie entwickeln. Das wird mein Herzensprojekt werden!