Die #Zuckerchallenge2023 ist vorbei: Unser Fazit
Seitdem ich mich als Ernährungspolitikerin viel mit dem Nutri-Score auseinandersetze, ist mir bewusst geworden, wie viele Lebensmitteln leider unnötig viel Zucker enthalten. Zucker ist ein starker Geschmacksverstärker und durch seinen niedrigen Preis wird er oft vielen Produkten hinzugefügt. Da Zucker leider ungesund ist und in übermäßigem Konsum zu vielen gesundheitlichen Folgen führen kann, habe ich mir gemeinsam mit meinem Bundestagskollegen Alexander Bartz eine kleine Challenge überlegt: Die 14-Tage Zuckerfrei-Challenge.
Die 14-Tage Zuckerfrei-Challenge
Für mich stand fest: Wenn wir auf Zucker verzichten, dann komplett. Damit wir jedoch wichtige Vitamine weiterhin zu uns nehmen können, ist Fruchtzucker, der in frischem Obst enthalten ist, selbstverständlich erlaubt. Ansonsten ist jegliche Form von freiem Zucker, also Zucker der Lebensmitteln hinzugefügt wird, verboten. Und hier war auch die erste Hürde unserer Challenge: Denn auf Lebensmitteln wird nicht immer der Begriff „Zucker“ benutzt. Es gibt viele verschiedene Begriffe für „Zucker“, die Hersteller nutzen. Hierzu zählen Glukose, Maltose, Dextrose, jegliche Form von Sirupen und viele weitere. Die Liste ist lang. Zudem haben wir uns dazu entschieden, auch auf jegliche Form von Süßstoff zu verzichten. Denn wir möchten uns den süßen Geschmack von Zucker abgewöhnen und nicht durch Süßstoffe ersetzen. Um bestmöglich auf Zucker zu verzichten, empfiehlt sich, unverarbeitete Lebensmittel zu kaufen und selbst frisch zu kochen.
Was uns schwer fiel
Vor der Challenge war es für uns normal, in der Kantine mit Freund:innen oder Kolleg:innen essen zu gehen oder zum Kaffee einen Keks im Büro zu essen. Das war für uns während der 14-Tage Zuckerfrei-Challenge nicht mehr möglich. Denn auch in herzhaften frischgekochten Gerichten befindet sich häufig Zucker. Egal ob im Restaurant oder beim Bäcker, überall mussten wir während der Challenge nachfragen und hoffen, dass es etwas ohne Zuckerzusatz gibt. Die Auswahl in diesem Bereich war oft sehr klein, so dass es manchmal nur das trockene Weißbrot wurde, welches sehr wenig Nährstoffe liefert. Und hier wird auch schon ein Problem deutlich: Nur weil es keinen Zucker enthält, ist es nicht zwingend gesund oder nährstoffreich. Außerdem mussten wir daran denken, immer etwas vorzubereiten. Einige unserer Kolleg:innen haben ebenfalls an der Challenge teilgenommen und oft viel es uns doch schwer, genug Essen für unterwegs vorzubereiten. Wenn man doch mehr Hunger hatte, wurde es oft nur eine Banane oder ein Apfel, welche man schnell bekommen und essen kann. Was sich vor allem verändert hat, war der Einkauf im Supermarkt. Jede Zutatenliste wurde mehrfach überprüft, was viel Zeit in Anspruch nahm. Wir stellten fest: „Zuckerfrei“ auf Produkten, bedeutet nicht gleich „zuckerfrei“! Denn „zuckerfreie“ Produkte dürfen einen Zuckeranteil bis zu 0,5 g auf 100 g Zucker haben. Sie enthalten zwar nur minimal Zucker, jedoch ist das Ziel unserer Challenge der komplette Verzicht auf freien Zucker.
Wie wir uns gefühlt haben
14 Tage sind für eine komplette Ernährungsumgewöhnung natürlich zu kurz, aber das war auch nicht das Ziel unserer Challenge. Während der Challenge haben wir alle realisiert, in wie vielen Lebensmitteln, die wir regelmäßig konsumieren, Zucker zugesetzt wurde und wie viel Zucker wir eigentlich so unbewusst zu uns nehmen. Die ersten Tage fiel uns die Umgewöhnung schwer. Aber nach ein paar Tagen hat man sich daran gewöhnt und es wurde leichter. Der Heißhunger zwischendurch war deutlich niedriger. Obst, wie Bananen, haben für uns wieder sehr süß geschmeckt und das erste Stück Schokolade nach der Challenge schon viel zu süß. Eine Abgewöhnung von dem extrem süßen Geschmack war somit in den 14 Tagen möglich. Während der Challenge haben wir deutlich häufiger frisch gekocht und weniger auswärts gegessen. Wir haben unsere Ernährung wieder bewusster wahrgenommen.
Vereinzelnd hat sich bei uns das Hautbild, der Schlaf und auch die Verdauung verbessert, was jedoch auch an anderen Faktoren wie weniger Stress oder mehr Bewegung liegen kann. Um Veränderungen aufgrund des niedrigeren Zuckerkonsums wahrnehmen zu können, wollen wir langfristig unseren Zuckerkonsum bewusster kontrollieren.
Was wir mitnehmen werden
Ein Leben ohne freien Zucker ist möglich! Jedoch so lange Zucker sehr günstig ist und somit vielen Lebensmitteln hinzugefügt wird, ist eine zuckerfreie Ernährung sehr aufwendig. In Zukunft möchten wir vermehrt auf den Zuckergehalt unserer Lebensmittel achten und gerne mehr zu zuckerfreien Lebensmitteln greifen. Gebäck, süße Getränke wie auch Süßigkeiten möchten wir bewusster zu uns nehmen und nicht mehr als einfachen Snack zwischendurch.
Für mich als Ernährungspolitikerin möchte ich viele Erkenntnisse dieser Challenge mit in unseren Ausschuss nehmen und mich weiterhin für eine leichter zugängliche gesündere Ernährung einsetzen. Hierzu zählt für mich auch eine Herstellerabgabe für Zucker, so dass Unternehmen ihren Lebensmitteln weniger freien Zucker zusetzen und wir automatisch weniger Zucker konsumieren. Mehr dazu findest du hier.
Egal ob für 14 Tage oder nur für einen Tag, probiert gerne mal eine zuckerfreie Ernährung aus und tut etwas Gutes für eure Gesundheit!