Meine erste Rede im Bundestag zur Ernährungsstrategie

Published On: 14. Januar 2022Categories: Blog, Bundestag, Ernährung und LandwirtschaftBy

Sehr geehrte Frau Bundestagspräsidentin,
sehr geehrter Herr Minister Özdemir,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren!

Es erfüllt mich mit großer Freude, heute hier mit meiner ersten Rede im Bundestag gleich über das wichtige Thema Ernährungsstrategie sprechen zu dürfen.

Es wird Zeit, dass wir etwas tun. Das haben Sie schon sehr oft gehört. Darum wird es Zeit, dass wir endlich handeln. 

Wenn es um eine gesunde und nachhaltige Ernährung geht, werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland bisher viel zu wenig unterstützt. Andere Länder sind da wesentlich weiter. 

So haben die Briten verbindliche Salzreduktionsziele. 

Damit hat sich seit 2005 das Bevölkerungsrisiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen um 40% reduziert. Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen! Um 40% reduziert. Ein Sieg für die Gesundheit. Eine Entlastung für das Gesundheitssystem. Mit einer verpflichtenden Salzreduktion im Gesetz. So einfach kann das sein.

Mit einer Zuckersteuer, 

bzw. einer Abgabe für die Hersteller wurde in England der Zuckergehalt in Süßgetränken reduziert. 

Finnland, Frankreich, Spanien, Italien und Österreich ….

haben feste Zucker-, Fett- und Salzreduktionsziele. 

Beschränkungen für an Kinder gerichtete Werbung 

für Süßwaren, Limonaden und Knabbereien gibt es bereits in Dänemark, Frankreich, Spanien, Norwegen, Schweden und Slowenien. 

Wir haben das Jodsalz 

mit einer passenden Kampagne eingeführt. Damit konnte man dem in der Bevölkerung festgestellten Jodmangel entgegenwirken. 

Oder denken Sie an die gesüßten Tees, 

die man Babys gegeben hat. Und dass darauf die ersten Zähne, bevor sie überhaupt den Weg durch das Zahnfleisch gefunden haben, schon vollkommen verfault waren und gezogen werden mussten. 

Heute unvorstellbar, oder?

Mit der Entwicklung einer umfassenden Ernährungsstrategie, für die ich hier heute spreche (und die wir auch im Koalitionsvertrag beschlossen haben), wollen wir das ändern und die Verbraucherinnen und Verbraucher unterstützen und schützen.

Entsprechend den Empfehlungen 

aus dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) aus dem Jahr 2020 muss Ziel dieser Strategie sein – und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Erzeugung über Verarbeitung und Handel bis hin zum Essen:

  • unsere Gesundheit zu schützen, 
  • Ernährungsarmut zurückzudrängen, (das heißt eine unausgewogene Ernährung, die zu wenig wichtige Nährstoffe wie z. B. Vitamine enthält und z. B. zu viel Zucker und ungesunde Fette)
  • soziale Mindeststandards einzuhalten,
  • unsere Umwelt und unser Klima zu schützen,
  • und das Tierwohl zu erhöhen. 

Diese Strategie muss in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium, dem Umweltministerium, aber auch dem Arbeits- und Sozialministerium erarbeitet werden. 

Eine ausgewogene Ernährung 

für Alle ist die Basis für Gesundheit und Chancengleichheit – und damit auch eine soziale Frage. Insbesondere bei Kindern, denn gesunde Kinder haben einen besseren Start ins Leben:

  •  Schluss mit zu süßen Limonaden
  • Schluss mit zu fettigen und zu salzigen Knabbereien 
  • Schluss mit Werbung für ungesunde Produkte, die sich direkt an Kinder richtet. 
  • Eine nachhaltige und ausgewogene  Verpflegung in KiTas und Schulen  ist die wirksamste Maßnahme gegen Ernährungsarmut und ernährungsbedingte Krankheiten. 
  • Eine bessere Kennzeichnung, damit Verbraucherinnen und Verbraucher auf den ersten Blick erkennen können, welches Produkt gesünder ist. Auf Initiative der SPD gibt es seit 2020 den Nutriscore, der zum Erfolgsmodell geworden ist und dem sich erfreulicherweise immer mehr Unternehmen freiwillig anschließen. Doch leider ist er eben freiwillig. Eine verpflichtende Einführung kann nur über die EU erfolgen. Dafür setzen wir uns ein.
  • Und wir brauchen eine bessere Kennzeichnung auch für Nachhaltigkeit: Schluss mit dem Label-Dschungel und undurchsichtigen Kriterien.

Wir wollen die Ernährungspolitik aktiv gestalten, eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise erleichtern und das Politikfeld Ernährung insgesamt aufwerten.

Wir wollen eine Ernährungspolitik, die Ernährung, Gesundheit, Umwelt und Soziales zusammendenkt.

Mit dem Wissen, was wir haben, nicht zu handeln, das halte ich für grob fahrlässig.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Meine Rede können Sie sich hier anschauen.