Pressemitteilung: Keynote zur neuen Ernährungsstrategie von Peggy Schierenbeck: „Ernährung ist der effektivste Hebel, um unsere Gesundheit zu verbessern und nachhaltiger zu leben“
Peggy Schierenbeck: „Ernährungswende – wir wollen, dass es schneller geht – für Gesundheit und Klima“
Mit einer Keynote und der Teilnahme an zwei Podiumsdiskussionen hat sich die Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck am Mittwoch in Berlin an der hybriden Veranstaltung „Von der Vision zur Wirklichkeit – Mit der Ernährungsstrategie gegen Ernährungsarmut und für eine gesunde und nachhaltige Verpflegung für alle“ federführend beteiligt.
Die Runde der Redner:innen und die Diskussionen wurden online vom Paul-Löbe-Haus aus digital übertragen, was bundesweit über 100 angemeldete Teilnehmende aus Wissenschaft, Medizin, von Verbrauchervereinen sowie von Verbänden für Ernährungsthemen und Erkrankungen nutzten. Über einen Chat konnten Fragen gestellt werden, was während der Veranstaltung viel passierte und im Nachgang noch weitergeführt wird.
Ziel der Veranstaltung war laut Peggy Schierenbeck: „Wir wollen, dass es mit der neuen Ernährungsstrategie, die im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, schneller geht. Dazu suchen wir als Mitglieder von der AG Ernährung und Landwirtschaft ein noch engeres Miteinander mit allen, die sich für eine gesunde Ernährung in Deutschland einsetzen – sei es zur Vermeidung von Erkrankungen oder eben für ein besseres Aufwachsen unserer Kinder.“
Die einleitenden Worte sprach der Fraktionsvorsitzende der SPD, Rolf Mützenich. Er übergab das Wort an Susanne Mittag als Sprecherin der AG Ernährung und Landwirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion. Sie betonte: „Der Plan für die neue Ernährungsstrategie ist da, jetzt müssen wir in die Umsetzung kommen. Dafür wollen wir diesen Austausch.“
In der Keynote von Peggy Schierenbeck erklärte die Abgeordnete: „17 Mio. Kinder und Erwachsene essen täglich in Gemeinschaftsverpflegungen. Allerding werden sie der Aufgabe, ein gutes, gesundes Essen für Jung und Alt bereitzustellen, leider in vielen Fällen nicht gerecht. Aus meiner Sicht ist das weder verantwortbar noch zeitgemäß, auch im Bewusstsein des Klimawandels. Schließlich ist Ernährung der effektivste Hebel, um unsere Gesundheit zu verbessern und nachhaltiger zu leben. Wir wollen eine Gemeinschaftsverpflegung mit einem erhöhten Anteil an saisonal-regional und ökologisch-klimafreundlich erzeugten Lebensmitteln. Das ist für uns auch eine Frage sozialer Gerechtigkeit. Denn es geht um die Chancen auf ein gutes, gesundes Leben, unabhängig von dem Geldbeutel der Eltern oder der sozialen Herkunft.“
Peggy Schierenbeck wies auf gelungene Beispiele von Schulernährung in anderen Ländern wie Finnland und Frankreich hin. Sie verwies auch auf die seit 2007 in Großbritannien geltenden verpflichtendem Qualitätsstandards für Schulmensen, die dort aufgrund der großen Zahl übergewichtiger Kinder eingeführt worden ist und gute Erfolge zeigt.
Peggy Schierenbeck geht es darum, in Mensen und Kantinen eine gesunde Wahl zu leichteren. Dafür soll die Politik die Rahmenbedingungen entsprechend anpassen. Ein Weg für die Ernährungswende ist für sie das Nudging: „Mit Nudging können Gewohnheiten ohne Verbote und Regeln in eine positive Richtung gelenkt werden. Und wir sehen, dass es in vielen Einrichtungen auch funktioniert. Um diese Entwicklung weiter zu fördern, haben wir uns vorgenommen, einen Modellregionenwettbewerb für eine gesunde und nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung durchzuführen. Denn unser Anspruch steht im Titel der Veranstaltung: Unsere Vision soll möglichst schnell Wirklichkeit werden!“
Ergänzend formulierte Dinah Hoffmann, stellvertretende Projektleiterin von „Kantine Zukunft“, ihr schon ganz wirkliches Erleben: „Wir merken, Kantinen sind Begegnungstätten, nicht nur mit Mitschüler:innen oder Kolleg:innen, sondern auch mit verschiedensten Nahrungsmitteln. Hier kann man Menschen inspirieren, denn niemand möchte sich sagen lassen, was er oder sie essen sollen. Wir sehen darum in der Gemeinschaftsverpflegung einen Raum der Möglichkeiten für neue Erfahrungen mit gesundem Essen.“
Peggy Schierenbeck ist Berichterstatterin der SPD-Fraktion im Ausschuss Ernährung und Landwirtschaft. Dazu hat sie bereits mehrfach im Bundestag gesprochen. In der vergangenen Woche hat sie in einer öffentlichen Fragestunde Bundesernährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zum aktuellen Stand der Ernährungsstrategie befragt, auch im Hinblick auf die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung oder die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz. Ein weiteres Anliegen von Peggy Schierenbeck ist die verbindliche Produktkennzeichnung per Nutri-Score, als schnell erkennbare Bewertung von Lebensmitteln nach ihrem Nährwertgehalt.
Prof. Dr. Achim Spiller vom Department für Agrarökonomie an der Georg-August-Universität Göttingen pflichtete Peggy Schierenbeck am Mittwoch bei: „Die zentrale Herausforderung ist jetzt natürlich, dass der Nutri-Score verbindlich für alle Produkte wird, auch für Produkte mit einem eher schlechten Wert, die ihn jetzt noch vermeiden aufzudrucken.“
Diskutiert wurde im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls ein mögliches Werbeverbot für süße Kinderprodukte. Dazu sagte Dr. Thomas Fischbach als Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. ganz deutlich: „Das gehört verboten, es ist ohnehin Täuschung. Es gibt keine Kinderlebensmittel. Es gibt nur Säuglingsnahrung und ab dann essen Kinder, was Erwachsene essen.“
Wichtig war Susanne Mittag in ihren abschließenden Worten nach gut drei Stunden intensivem Gespräch der Hinweis auf die Ernährungsarmut in Deutschland, die sich nicht nur in Unterernährung, sondern auch in Mangelernährung zeigt. „Wir haben heute mehrfach gehört, dass sich die Ernährungslage in Deutschland verschlechtert hat und gleichzeitig haben wir hier von ganz tollen Lösungen erfahren. Das zeigt, wie weit wir gemeinsam kommen können.“