Pressemitteilung: Wertschätzung für Azubis: „Wir brauchen Ihr Tun und Ihr Können“ Engagement von Peggy Schierenbeck für Ausbildung nach 3. ExpertenTalk Berufliche Bildung ungebrochen – Motivation für jetzt startende Azubis
„Wir brauchen Ihr Tun und Ihr Können“
Berufliche Bildung ist ein Thema, das nicht nur zum traditionellen Ausbildungsbeginn am 1. August mehr öffentliche Wahrnehmung verdient. Darum hatte die Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck bereits zum dritten Mal 14 Expertinnen und Experten aus ihrem Wahlkreis zusammengerufen. Gemeinsam wollen sie die Wertschätzung von und das Bewusstsein für Berufliche Bildung stärken.
Für die jetzt startenden Auszubildenden hat Peggy Schierenbeck eine klare Botschaft: „Für alle Azubis im ersten Lehrjahr beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt, für den ich viele Freude wünsche und auch Durchhaltevermögen, wenn es mal nicht so gut läuft. Wir alle, unsere Gesellschaft, braucht Ihr Tun und Ihr Können. Ich hoffe, Sie lernen die neuen Handgriffe und Aufgaben schnell und gewinnen im Kreis von Kolleginnen und Kolleginnen Spaß an Ihrem Beruf. Sie legen mit Ihrer Ausbildung die Basis für viele berufliche Möglichkeiten und Chancen.“
Zum ExpertenTalk:
Zusammen mit 14 Expertinnen und Experten aus Elternschaft, Schulen und Berufsorganisationen hatte sich Peggy Schierenbeck Ende Juni in Sulingen getroffen. Es war ein engagierter Austausch, auch über neue Wege, um der beruflichen Ausbildung sowie Haupt- und Realschulabschlüssen im Landkreis wieder mehr Bedeutung zu geben. Beim nächsten Termin ist ein „ExpertenWork“ geplant.
Über zwei Stunden lang sprachen die Akteure miteinander, initiiert und moderiert von Bundestagsabgeordneter Peggy Schierenbeck. Das verbindende Anliegen: Die berufliche Bildung und den Schritt zur Berufsausbildung als Alternative zum Studium wieder mehr in die Köpfe von Schulabgängern und deren Eltern zu bringen. Froh zeigte sich Peggy Schierenbeck deshalb auch über ein Filmteam des NDR, das sich speziell für die politische Arbeit von Peggy Schierenbeck als ehemaliger Hauptschülerin interessiert und darum über mehrere Tage ein Portrait von ihr dreht.
Ebenso nahm am ExpertenTalk erstmals Peggy Schierenbecks ältester Sohn Thore teil. Er hatte nach dem Abitur ein Studium begonnen doch er fand erst dann seinen richtigen Weg, als er in einen Ausbildungsberuf wechselte. Er erinnerte sich daran, dass es in seinem Abi-Jahrgang enorm negativ behaftet gewesen sei, die Schule vorzeitig für eine Ausbildung zu verlassen.
Anwesend waren die IHK Diepholz (vertreten durch Constantin von Kuczkowski), die Tischlerinnung (Obermeisterin Nicole Rohlfs) die Kreishandwerkerschaft (Patric Rasche), der DGB (Dr. Imke Hennemann-Kreikenbohm), die Agentur für Arbeit (Christoph Tietje), das Taff! technische Ausbildung für Fachkräfte Bassum (Theo Lentz) sowie der Wirtschaftsförderer Bernd Öhlmann aus Diepholz. Für die Schulen und Eltern sprachen Birgitt Kathmann, Schulleiterin BBZ Diepholz/Sulingen, Kreiselternratsvorsitzende Ulrike Göbel, sowie Ulrich Buck vom Kreiselternrat und Sandra Steinke als Schulelternratsvorsitzende der KGS Kirchweyhe. Zudem erzählte Lehrerin Esra Birsen Meyer von der KGS Kirchweyhe über ihren besonderen Weg mit Zwischenstation in der Industrie bis zu ihrem akademischen Lehrberuf. Sie resümierte: „Durch meine Erfahrung kann ich den Kindern vermitteln, dass es nicht immer ein gerader Weg in den Beruf sein muss. Und wir machen mit unseren Hauptschulklassen abwechselnd praktische Projekttage mit Berufen aller Art. Das stößt immer auf große Begeisterung bei den Kindern.“
Besondere Beachtung fand der positive Erfahrungsbericht von Marcus Marten-Bexten, Lehrer am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium Twistringen und Berater für Berufliche Orientierung für das regionale Landesamt für Schule und Bildung in der Region Diepholz/Nienburg. Er berichtete von dem neuen Twistringer Programm „Passt dat?“. Hier haben sich das Schulzentrum, die Stadt und die Unternehmen zusammengefunden, um betriebliche Inhalte fest im Lehrplan zu verankern – mit 90-minütigen Unterrichtseinheiten. Das Ziel ist, den jungen Menschen über die Schuljahre hinweg immer wieder Einblicke in die Vielfalt der Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten in Twistringen zu gewähren.
Patric Rasche ist es seit Jahren wichtig zu vermitteln, welche guten Aufstiegs- und Karrierechancen es für Schulabsolventen in handwerklichen Betrieben gibt – mit viel weniger Konkurrenz als in anderen Berufszweigen: „Hier sind die gesteckten Ziele absolut erreichbar. Es ist nicht nötig, dafür noch Extrarunden auf weiterführenden Schulen zu drehen.“ Er wünschte sich, so wie alle Anwesenden, für das Mitnehmen der Eltern neue Formate zu finden.
In dem Punkt konnte Schulleiterin Birgitt Kathmann ein Beispiel bringen. Sie berichtete von einem neuen Veranstaltungskonzept an der BBZ bei dem sie zukünftig Betriebe zu einem speziellen Berufsfindungstag einladen. Dabei können sich die Unternehmen vormittags den Kindern und am Nachmittag den Eltern vorstellen. Zudem erinnert sie sich an eine Schülerin, die in der Schule nie gut zurechtgekommen war, dann eine Malerlehre absolvierte. Deren Mutter, selbst Leiterin einer Schule, stellte überrascht fest, ihr Kind noch nie so glücklich erlebt zu haben, wie seit Ergreifen des handwerklichen Berufes.
Constantin von Kuczkowski machte Mut, dass laut einer IHK-Umfrage trotz Fachkräftemangel noch immer 85% der Betriebe ihr Recruiting erfolgreich umsetzen und auch 83% der Azubistellen besetzt werden würden. Er wusste, dass neben dem Einfluss der Eltern auf die Ausbildungsplatzwahl auch 60% der Nähe zu ihrem Wohnort eine große Bedeutung beimessen. Hier sah er Chancen, gerade für den ländlichen Raum. Er stellte das Konzept „Berufscoach für Eltern“ vor, an dem Sandra Steinke als Schulelternratsvorsitzende der KGS Kirchweyhe sehr interessiert war, es den Eltern ihrer Schule weiterzuleiten.
Dr. Imke Hennemann-Kreikenbohm sieht ein großes Problem bei der fehlenden Chance auf Praktika: „Corona hat hier heftig eingeschlagen. Angebote zur Berufsorientierung direkt in den Betrieben fehlten fast ganz.“ In diesem Punkt stimmte ihr Theo Lentz als Vertreter des Taff! zu – und als Personalleiter der Stelter Zahnradfabrik GmbH aus Bassum. „Man kann sagen: Wir schütteln die Bäume im Umkreis, um Azubis zu finden. Heute muss ein Lehrling auch nicht mehr alles können. Wir geben da im Betrieb sehr viel Unterstützung. Und uns sind Sekundärtugenden wichtig, die stehen auf keinem Schulzeugnis.“ Doch er hat auch festgestellt: „Eine betriebliche Ausbildung machst du als Schulabgänger nur, wenn deine Leute Ausbildung cool finden – dazu gehören die Eltern, aber eben vor allem auch die Freunde.“
Christoph Tietje erklärte ergänzend, der Bundesagentur für Arbeit sei bei der Berufsberatung die Passung des Ausbildungsplatzes mit den persönlichen Stärken wichtiger denn je. Hier konnte Tischler-Obermeisterin Nicole Rohlfs ein aktuelles Beispiel aus ihrem Betrieb einbringen. Grundsätzlich wies sie darauf hin: „Im Handwerk sind wir weit weg davon, Bewerber abzulehnen. Wir versuchen da ganz viel. Sie bemängelte, dass zwar alle den Fachkräftemangel beklagten, aber praktische Fächer wie Werken, Textil und Hauswirtschaft oft gar nicht mehr angeboten werden würden.“
Ebenfalls in Richtung Schulpolitik ging die Kritik von Kreiselternratsvorsitzender Ulrike Göbel: „Jetzt dürfen die Lehrer in der 4. Klasse ja keine Empfehlungen mehr aussprechen. Wo eine Orientierungsstufe fehlt, schicken die meisten Eltern ihre Kinder direkt aufs Gymnasium. Zum Glück sehe ich dort inzwischen mehr und mehr junge Lehrer, die sich darüber im Klaren sind, dass nicht alle ihre Schüler später automatisch studieren müssen.“
Auch Marcus Marten-Bexten betonte: „Um die Schüler muss es doch im Kern gehen. Ich sehe die Schule als Dreh- und Angelpunkt, um in den Kindern das Bewusstsein für ihre Stärken und damit für passende berufliche Zukunftspläne zu wecken.“ In dem Punkt ergänzte Peggy Schierenbeck: „Als Coach weiß ich, es ist vierfach wirksamer Stärken zu Stärken als an Schwächen zu arbeiten.“
Zurück beim Thema des Einflusses der Eltern, bedauerte Ulrich Buck, dass es bei Eltern mit Migrationshintergrund oft schwer wäre, ihnen die Bedeutung vom Miteinander mit den Schulen zu vermitteln. Er erinnerte daran, diese Eltern mehr mit einbinden zu müssen, möglichst mit Informationen in verschiedenen Sprachen.
Abschließend ließ Wirtschaftsförderer Bernd Öhlmann noch Beispiele aus dem Handball als Mannschaftssport einfließen und betonte, dass es nicht nur um den Einfluss der Eltern gehe. Es geht darum, den jungen Menschen in Bezug auf Schule und Ausbildung eine Vision zu vermitteln und ihren klarzumachen: „Wofür mache ich das?“
Beim Dank für die engagierte Teilnahme verwies Peggy Schierenbeck darauf, dass sie natürlich viel vom Gesagten mit nach Berlin nehme. „Doch mehr noch geht es mir darum, hier vor Ort zu wirken und so werden wir unser Miteinander fortsetzen. Es wurden heute gute neue Beispiele und Vorhaben geschildert, daran werden wir anknüpfen.“
Um nach dem intensiven Austausch, der sich auch im Anschluss an ihr Schlusswort rege fortsetzte, ins Tun zu kommen, plant sie als Fortsetzung des Formates als eine Art „ExpertenWork“. „Wir haben ja heute gehört, es gibt neue Konzepte und Ideen. Das könnten noch viel mehr sein und ich wünsche mir, dass wir gemeinsam ins Tun kommen.“