#WeRemember
Wir gedenken der Opfer des Holocaust. Wir erinnern der Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern, den Sinti und Roma, den Homosexuellen und allen weiteren Opfern, die von den deutschen Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges verfolgt und systematisch ermordet wurden.
Das Datum ist kein Zufall: Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden der Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Wir dürfen dieses schreckliche Kapitel der Geschichte – denn die industrielle Vernichtung von Menschen ist ein beispielloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit – niemals vergessen oder verdrängen und wir müssen verstehen, wie es zu diesen Gräueltaten kam, um künftige Genozide und Hasstaten zu verhindern. Es darf nie wieder zu Verfolgung und Ermordung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Meinung kommen. Mit der Kampagne #WeRemember, die im Rahmen des Internationalen Holocaust-Gedenktag vom Jüdischen Weltkongress und der UNESCO 2017 ins Leben gerufen wurde, soll in den Sozialen Netzwerken ein Zeichen gegen Antisemitismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit gesetzt werden.
Der zunehmende Antisemitismus in Deutschland und in der Welt ist besorgniserregend. Immer mehr Menschen leugnen den Holocaust. Das führt zu mehr Bedrohungslagen für die Betroffenen. Laut Statistik zur Politisch Motivierten Kriminalität aus dem Jahr 2021 stieg die Anzahl der antisemitischen Hasskriminalitätsdelikte von 2.351 im Jahr 2020 um 28,75 % auf 3.027 im Jahr 2021 an. Der überwiegende Teil, also 2.552 Straftaten wurden dem Phänomenbereich der von ideologisch von rechts motivierten Kriminalität zugeordnet.
Wir müssen uns gegen Antisemitismus stark machen
Antisemitismus bedroht nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern die gesamte Demokratie und muss auf allen Ebenen bekämpft werden. Es gehört immer dazu, sich über die Gräueltaten der Vergangenheit zu informieren und sich mit Überlebenden auszutauschen. Doch jedes Jahr schrumpft die Zahl der Überlebenden aufgrund ihres hohen Alters. Wenn sie uns verlassen, gehen ihre Geschichten und Gefühle mit ihnen. Heute und in der weiteren Zukunft ist es unser aller Verantwortung, die Erinnerung an die Opfer hochzuhalten und sicherzustellen, dass die Vergangenheit nie vergessen und Fehler nicht wiederholt werden.
Heute haben wir im Bundestag der Opfer des Holocaust gedacht. Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr die Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität als „asozial“ abgestempelt wurden und dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer gefallen sind. Außerdem zeigt der Deutsche Bundestag im Paul-Löbe-Haus eine eindrucksvolle Ausstellung mit 16 Exponaten, die einer Familie oder einem Menschen gehörten, die einst als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft in Deutschland lebten und deren Leben durch die Nazis zerstört wurde. Erstmals kehren diese persönlichen Dinge, die mittlerweile in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufbewahrt werden, für kurze Zeit zurück nach Deutschland. Besonders hervorgestochen ist für mich natürlich der Koffer, auf dem groß „Aus Bremen“ stand. Die Besitzerin Selma Vellemann schrieb ihren Namen, ihren Wohnort und ihr Geburtsdatum darauf. Der Koffer wurde viele Jahre nach dem Krieg in Berlin gefunden und nach Yad Vashem gebracht. Heute wissen wir, dass Selma Vellemann am 23. Juli 1942 (ihrem 76. Geburtstag) aus einem Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße abgeholt und mit anderen Anwohner:innen nach Hannover gebracht wurde. Von dort wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später wurde Selma Vellemann im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Auch unserer Bundesinnenministerin Nancy Faeser liegt die Bekämpfung des Antisemitismus am Herzen. Sie erarbeitete eine Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, die bereits Ende November vom Kabinett verabschiedet wurde, und die Jüdinnen und Juden besser schützen soll. Unser innenpolitischer Sprecher, Sebastian Hartmann, und Simona Koß als zuständige Berichterstatterin in der SPD-Bundestagsfraktion begrüßen die Strategie:
„Allen zivilgesellschaftlichen und politischen Bemühungen zum Trotz nimmt der Antisemitismus in Deutschland zu. Insbesondere während der Coronapandemie haben antijüdische Narrative und Verschwörungsmythen weite Verbreitung gefunden. Daher bedürfen Jüdinnen und Juden noch einmal mehr der Rückendeckung durch Bundesregierung und Bevölkerung. Nicht zuletzt unsere historische Verantwortung gebietet, Antisemitismus in all seinen Formen zu bekämpfen und jüdisches Leben zu fördern. Dies ist eine immerwährende Aufgabe von Politik und Gesellschaft. Die nationale Strategie der Bundesinnenministerin bietet dazu eine gute Grundlage.“
Sebastian Hartmann, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, und Simona Koß, zuständige Berichterstatterin, in einer Pressemitteilung am 30.11.2022
Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit dürfen in unserer Gesellschaft nie wieder Platz finden. Es ist unsere Verantwortung und Pflicht, die Würde aller Menschen und unsere freiheitliche Demokratie zu schützen und gegen Hass und Hetze, gegen Gewalt und jede Form von Demokratie- und Menschenfeindlichkeit zu verteidigen.
Deshalb dürfen wir niemals einen Schlussstrich unter unsere Vergangenheit ziehen! Wir dürfen und werden die Opfer des Nationalsozialismus niemals vergessen!