01. Mai 2021 Thema: Wirtschaft Von Peggy Schierenbeck
Als der Mindestlohn eingeführt wurde, gab es einen Aufschrei durch Deutschland… „Wie sollen wir die höheren Löhne zahlen?, Alles wird sofort teurer…, Das wird Arbeitsplätze kosten…, Das können viele Unternehmen gar nicht leisten…“ waren so die gängigsten Aussagen. Heute wissen wir, dass die Einführung einer gesetzlich festgelegten Mindestentlohnung keine Arbeitsplätze gekostet hat. Sicherlich sind einige Produkte und Dienstleistungen aufgrund der gestiegenen Lohnkosten teurer geworden. Die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland ist aber froh, dass die Arbeitnehmer in den betroffenen Bereichen besser entlohnt werden – dies hat auch mit gesellschaftlicher Solidarität zu tun.
Es ist gut, dass der Mindestlohn seinerzeit auf Initiative der SPD unter Führung von Andrea Nahles eingeführt wurde, fast 4 Millionen Menschen haben dadurch sofort mehr auf dem Lohnzettel gehabt. Wir sind aber noch nicht am Ziel! Eine weitere Anhebung des Mindestlohns ist aber unumgänglich, damit die betroffenen Arbeitnehmer auch im Alter ausreichend Rentenansprüche erworben haben werden, um ohne staatliche Unterstützung ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. – Dies hat auch was mit Würde zu tun. Eine Erhöhung auf 12 Euro muss das klare Ziel sein, nach Untersuchungen des DIW werden hiervon 10 Millionen Menschen profitieren.
Klar ist, dass die Lebenshaltungskosten und insbesondere die Mieten in Deutschland so unterschiedlich sind, dass in vielen Gebieten der Mindestlohn nicht ausreicht, um ein gutes Leben führen zu können. Dieses Problem kann aber ein gesetzlicher Mindestlohn nicht lösen, er ist lediglich als ein Mindestlohnniveau für Ganz-Deutschland zu sehen. In betroffenen Regionen sind die Tarifpartner gefordert, entsprechende Lohnabschlüsse zu erzielen. Die gesellschaftliche Verantwortung obliegt hier nicht nur den Gewerkschaften, sondern ebenso den Arbeitgebern. Es ist auch eine Frage des Anstands, einen Lohn zu zahlen, der es ermöglicht, seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Ich kann so sehr verstehen, wenn Arbeitende sagen, unabhängig sein zu wollen vom Staat, das man malocht und dann reicht es nachher noch nicht einmal. Man möchte etwas ansparen, möchte seinen Kindern etwas bieten können – ein würdevolles Leben führen. Das höre ich immer wieder raus, wenn ich mich mit betroffenen Menschen unterhalte. Kein Aufstockergeld mehr brauchen zu müssen; den Staat nicht anbetteln zu müssen.
…liegen wir übrigens auf Platz 6. Vor uns liegen Belgien, Irland, Frankreich, Niederlande und Luxemburg, mit sogar 12,73 €. Ich finde, das zeigt, dass wir mit unserer Mindestlohn-Forderung von 12 Euro auf einem guten Weg sind.
Wir brauchen ein Lohnniveau, das es grundsätzlich ermöglicht, auch im unteren Bereich der Einkommenspyramide ohne staatliche Zuschüsse ein gutes Leben führen zu können. Deswegen setze ich mich ein für einen Mindestlohn von 12 Euro.