07. Juni 2021 Thema: Wirtschaft Von Peggy Schierenbeck
Wie zur Lehrstelle kommen, wenn der Bus nicht passend fährt, kein Auto vorhanden ist und der Weg für das Fahrrad zu weit ist? Wie ist es zu lösen, wenn ein kleiner Betrieb zwar ausbilden möchte, die technischen Voraussetzungen aber nicht hat und sich diese betriebswirtschaftlich einfach nicht leisten kann? Wie kann man erreichen, dass eine gute Infrastruktur besteht, damit der Supermarkt erreichbar ist und die Kinder am Ort in den Kindergarten und zur Schule gehen können? Was tun, wenn der versprochene Breitbandausbau zu lange dauert und noch nicht flächendeckend vorhanden ist?
Wir müssen Alternativen zu öffentlichen Verkehrsmitteln gemeinsam finden, genauso wie neue Ausbildungskooperationen ansiedeln, wie zum Beispiel für gemeinsame Werkstätten für mehrere Betriebe, die technisch top ausgestattet werden können. Neue Bürogemeinschaften auf dem Land, sogenannte Coworkingspaces, mit digitaler Vollversorgung. Und eine umfassende Versorgungsstruktur, damit Familien mit Kind und Kegel sich auch auf dem Land wieder ansiedeln.
Ein flächendeckendes Busnetz oder für alle optimale Zugverbindungen sind für wenig besiedelte Gebiete wenig wirtschaftlich. Die Wiederbelebung stillgelegter Bahntrassen ist keine Generallösung und macht nur an manchen Stellen Sinn. Es gilt also, alternative Möglichkeiten zu finden und Ideen weiterzuentwickeln, die es schon gibt: Bürgerbusse, Ruftaxen, Carsharing, Fahrgemeinschaften. Es sollte regional untersucht und berechnet werden, was die beste Lösung sein kann. Hier können Politik und Einwohner zusammenarbeiten. Und manchmal ist eben das Auto die beste Alternative.
Makerspaces sind voll ausgestattete Werkstätten, die sich mehrere Betriebe teilen. Betriebe können sich zusammenschließen und solch eine Werkstatt einrichten. Es gibt aber auch Fremdanbieter, die den Bedarf erkannt haben und von sich aus solche Ausbildungswerkstätten eingerichtet haben und den Ausbildungspart übernehmen. Die Betriebe mieten sich quasi ein, wie zum Beispiel das Netzwerk TAFF (Technische Ausbildung Für Fachkräfte) in Bassum. Es zeigt auf hervorragende Weise, dass neue Wege gegangen werden können und es vielen Betrieben mehr ermöglicht, doch wieder auszubilden.
Coworkingspaces verfolgen ein ähnliches Prinzip. Sie bieten voll ausgestattete Büros mit den technischen, digitalen Voraussetzungen, um stabil arbeiten zu können. Sie haben zudem gemeinsame Konferenzräume, eine Kaffeeküche und so weiter. Es ist quasi eine branchenübergreifende Bürogemeinschaft. Coworkingspaces entstehen zunehmend auf dem Land. Diese Entwicklung gilt es zu unterstützen. Denn: So wird Leben und Arbeiten auf dem Land wieder attraktiver und auch vereinbar, ohne große Arbeitswege. Gut fürs Klima ist das allemal.
Bedarfe ändern sich. Als junger Mensch will man meistens in die Stadt, weil es dort so viele verschiedene Jobangebote und Freizeitangebote gibt. Leben. Kommt man der Familienplanung näher, oder überhaupt mit dem Älterwerden, verändern sich die Bedürfnisse. Man merkt: Das Landleben ist doch gar nicht so schlecht. Meistens ist es aber so, dass die arbeitstechnischen Wurzeln dann schon in den Städten geschlagen sind. In den Metropolen habe die Firmen ihre Sitze, hier ist Wohnraum knapp und teuer. Nicht jede (kleine) Firma kann sich aber eine Außenstelle leisten. Hierfür wären eben dann wieder Coworkingspaces geeignet. Diese Bürogemeinschaften entstehen gerade überall, sogar in größeren Städten, in ehemaligen Mietwohnungen mit vielen Zimmern oder in ehemaligen Villen.
Der Traum vom eigenen Haus, in frischer, guter Luft. Platz für Kinder, Platz für den Raum mehr. Die Wiederbelebung der Dörfer ist ein großes Thema, überall in Deutschland.
Wir müssen dafür sorgen, dass wir das Potenzial des ländlichen Raumes voll und ganz entfalten. Das beginnt zuerst einmal in den Köpfen.
Wirtschaft stärken – heißt für mich eben auch, den ländlichen Raum neu zu denken und was man bisher als unmöglich angesehen hat in eine Möglichkeit bringen. Es geht darum, kleine, mittelständische Unternehmen und auch das Handwerk darin zu unterstützen, neue Wege zu gehen. Mein Ziel ist, die Wirtschaft überall zu stärken und das Engagement nicht nur auf Metropolen zu beschränken. Dafür müssen wir die Infrastrukturen schaffen, vom kompletten Breitbandausbau, über eine individuelle Verkehrspolitik, Kindergärten und Schulen, Coworkingspaces, Makerspaces und zu Orten machen, in denen man gerne lebt.