Peggy Schierenbeck lud Landwirte ein zum Thema:
Moorschutz und Landwirtschaft – Konflikt oder Kooperation
„Als Mitglied im Ausschuss Ernährung und Landwirtschaft ist mir die Zusammenarbeit mit den hiesigen Landwirtinnen und Landwirten sehr wichtig“, erklärte die SPD-Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck am Mittwoch im Rahmen der Online-Veranstaltung „Moorschutz und Landwirtschaft“ vor über 100 Teilnehmenden.
Die große Resonanz freute sie, denn ihr ist es ein großes Anliegen im Wahlkreis „Berlin vor Ort“ zu sein und dafür immer neu in den direkten Austausch zu gehen. So lud sie in Kooperation mit dem Landvolk Diepholz und dem Landvolk Mittelweser am Mittwochabend zur ersten Online-Quartalsveranstaltung ein. Dieses Format soll sich mit verschiedenen Fachthemen über das Jahr hinweg vierteljährlich wiederholen. Zum Auftakttermin fanden sich im Videocall 124 Landwirtinnen und Landwirte ein, ebenso wie Kreisrat Jens-Hermann Kleine und verschiedene Bürgermeister aus den Landkreisen Nienburg und Diepholz.
Die einleitenden Worte von Theo Runge, Vorstandsvorsitzender Landvolk Diepholz, zeigten wie zentral das Moor-Thema vor Ort ist, denn 70 Prozent der hiesigen Moorflächen werden derzeit landwirtschaftlich genutzt. So beschäftigt die Landwirte die Frage, was im Zuge der aktuellen Moorschutz-Bestrebungen des Bundes tatsächlich mit ihren Feldern passieren werde. Mit Hinweisen auf die Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung des Moorschutzes aus Sicht des Landkreises, schloss sich später auch Landrat Kleine der einstündigen Fragerunde an.
Für fachlich-detaillierte Auskünfte über die Moorschutz-Bestrebungen in Berlin hatte Peggy Schierenbeck ihre SPD-Kollegin Anna Kassautzki gewinnen können. Sie ist, wie Peggy Schierenbeck, im Ausschuss Ernährung und Landwirtschaft. Darüber hinaus ist Anna Kassautzki Berichterstatterin für Moore und Fischerei. Im Gespräch zeigte sie sich kenntnisreich über verschiedene Moortypen, über Wiedervernässungsmöglichkeiten und die Bedenken der Landwirtschaft.
Sie erklärte: „Für die Kosten der Wiedervernässung werden derzeit mit 4 Mrd. Euro bis 2026 im Haushalt vorgesehen. Das halte ich noch für zu wenig. Und zu konkreten Maßnahmen kann ich derzeit nur sagen, wir drängen darauf, dass ein klares Eckpunktepapier zum Moorschutz aufgelegt wird.“ Ebenso fehlt ihr noch ein Moor-Kataster als deutliche Landkarte, wo in Deutschland Gelder und Maßnahmen zum Moorschutz wirklich gebraucht werden.
Wichtig war ihr zu betonen: „Wir wollen der Landwirtschaft die Flächen nicht wegnehmen, sondern fördern eine alternative Nutzung beispielweise durch den Anbau von Paludikulturen, den wir bis zur Rentabilität subventionieren wollen.“ Sie ergänzte: „In meinem Heimatlandkreis im Vorpommern gibt es ebenfalls viele Moore und so kenne ich die Sorgen der Landwirtschaft und der Bevölkerung. Ich kann versichern, niemand wird aus einem Haus vertrieben, das auf Moorgrund steht. Doch es ist wichtig, die Moore zu renaturieren. Nur so können wir erreichen das noch vorhandenes CO2 im Boden bleibt und mittelfristig durch neuen Torf mehr CO2 im Boden gebunden wird.“
Im Laufe des Abends wurden auch Konfliktlagen wie Energiegewinnung und Moorschutz besprochen und die Bedeutung der Moore für den Tourismus zum Thema gemacht. Am Ende verwies Anna Kassautzki auf die Möglichkeit, sie für weitere Impulse aus der landwirtschaftlichen Praxis in Bezug auf Moore per Mail zu erreichen unter anna.kassautzki@bundestag.de
Bei der Veranstaltung im nächsten Quartal wird das Thema „Tierwohl“ im Mittelpunkt stehen. Als Gast bringt Peggy Schierenbeck die Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag als zuständige Berichterstatterin mit. Die Einladungen werden rechtzeitig über das Landvolk und das Wahlreisbüro von Peggy Schierenbeck verschickt.
Zum Hintergund Informationen von Anna Kassautzki:
Viele von ihnen liegen in Norddeutschland, einige ganz im Süden der Republik. Moore sind die heimlichen Stars in der deutschen Landschaft – machen uns aber aktuell große Sorgen. Sie nehmen zwar nur 3,6% der Fläche ein, emittieren aber 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr oder knapp 6% des deutschen CO2-Gesamtausstoßes. Das ist ein knappes Drittel des Ausstoßes der deutschen Industrie. Aber woher kommen diese Mengen? Lange Zeit sah man Moore als unbequemen Störfaktor menschlicher Besiedlung an und legte sie trocken. Deswegen sind heute mehr als 3 von 4 Moorquadratmetern trocken und werden größtenteils land- oder forstwirtschaftlich wirtschaftlich genutzt. Das kann nicht so bleiben. Moore müssen wiedervernässt werden, damit das in ihnen noch vorhandene CO2 im Boden bleibt und mittelfristig durch neuen Torf mehr CO2 im Boden gebunden wird. Dadurch helfen sie uns, die Erderhitzung in den Griff zu bekommen. Weil aber der absolute Großteil der deutschen Moore durch Landwirt*innen bearbeitet wird, können wir nicht einfach alles unter Wasser setzen und den Rest sich selbst überlassen. Das müssen wir aber auch gar nicht. Seit vielen Jahren entwickeln engagierte Tüftler*innen neue Möglichkeiten, die Moore zu nutzen, ohne sie kaputt zu machen. Wir können auf wiedervernässten Mooren zum Beispiel Weidetierhaltung betreiben, Moorgras, oder in Paludikulturen Torfmoose, Rohrkolben und Schwarzerlen anbauen. Daraus lassen sich Baumaterialien, Erdsubstrate, Futter und vieles mehr gewinnen. Ich setze mich dafür ein, dass wir hier einen konsequenten Weg des Schutzes und der gleichzeitigen nachhaltigen Bewirtschaftung gehen. Denn Lösungen wird es nur mit den Landwirt*innen geben.