20. Oktober 2023 Thema: Blog, Ernährung und Landwirtschaft Von teampeggy
Am Montag durfte Peggy mit ihrem Team auf Einladung von Frank Meuser, dem Geschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes, das Tierheim Berlin besuchen. Dieses ist mit unglaublichen 16 Hektar Europas größtes Tierheim und bietet allerlei verschiedene Tierarten ein Temporäreres – und manchmal leider auch dauerhaftes – Zuhause. Neben Hunden, Katzen, Nagetieren, Schweinen oder Vögeln, gibt es hier auch exotische Wildtiere wie Schlangen, Affen und Wasserschildkröten.
Es gab also viel zu sehen und zu erzählen.
Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Tiere im Tierheim landen. Einmal gibt es Fundtiere, also Tiere, die gefunden werden und im besten Falle ihren Besitzer wiederfinden. Im schlimmsten Fall wurden sie ausgesetzt und suchen ab dann nach einem neuen Zuhause. Des Weiteren gibt es Abgabetiere, also Tiere, die selbst abgegeben werden – das kann unterschiedliche Gründe haben, wie beispielsweise Überforderung, außergewöhnliche neue Lebensumstände oder auch Bissvorfälle. Und schließlich können Tiere auch vom Veterinäramt sichergestellt und beschlagnahmt werden und müssen anschließend im Tierheim untergebracht werden. Bei einer Sicherstellung kann man davon ausgehen, dass das Tierschutzgesetz mehrfach missachtet wurde und die Tiere krank, verletzt oder verhaltensgestört sind.
Ein Problem des Berliner Tierheims (und von fast allen Tierheimen Deutschlands) ist die Überbelegung. Gerade seit der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden Haustier-Boom sind die Tierheime proppenvoll. Und nicht alle Tiere sind leicht zu vermitteln. Unglaubliche 90 % der Hunde im Tierheim Berlin sind beispielsweise verhaltensauffällige Hunde und schwer vermittelbar. Sie sind oft Dauergäste im Tierheim und es braucht Jahre, bis einige von ihnen ein neues Zuhause finden.
Doch das sind leider nicht die einzigen Probleme. Qualzucht und der unkontrollierter Online-Tierhandel sorgen für zu einfache Verkaufsprozeduren und unwissende Halter. Deswegen fordert der Tierschutzbund und das Tierheim eine Registrierungspflicht für Hunde und Katzen, einen Sachkundenachweis für die Tierhaltung sowie einen Hundeführerschein. Besonders wichtig wäre auch die Einführung einer Positivliste. Eine Positivliste würde festlegen, welche Arten in Privathaltung zulässig sind und welche Anforderungen es für eine Haltung geben würde. Dann würden auch keine Affen oder Großkatzen mehr in Privathaltung erlaubt sein – was momentan tatsächlich in vielen Bundesländern noch zulässig ist. Doch kaum eine Person kann Wildtiere artgerecht unterbringen, weswegen ein Haltungsverbot bei gewissen Arten absolut sinnvoll erscheint.
Diese Forderungen stoßen bei der SPD auf offene Ohren und wir setzen uns dafür ein, dass diese in der Novelle des Tierschutzgesetzes mit einbezogen werden. Wir wissen, dass die Tierheime eine sehr wichtige und unersetzliche Arbeit leisten. Daher hat die Ampelkoalition die Tierheime mit fünf Millionen Euro unterstützt, nachdem diese besonders von den Auswirkungen des Ukrainekriegs betroffen waren. Dies war ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Emotional hat uns der Tierheimbesuch noch einige Tage lang beschäftigt. Die individuellen Schicksäle der vielen verschiedenen Tiere sind oftmals sehr herzzerreißend. Viele Tiere wirken sehr verstört, sind stark verhaltensauffällig oder kommen mit chronischen Krankheiten ins Tierheim. Viele von ihnen leiden ein Leben lang unter den tierschutzwidrigen Standards, unter welchen sie gehalten wurden. Es ist leider ein Fakt, dass die meisten dieser „schwierigen“ Tiere durch uninformierte Menschen zu „Problemfällen“ werden. Viel zu oft gelangen Tiere in die Hände von Menschen, die sich mit den Bedürfnissen der Tiere nicht beschäftigt haben oder auskennen. Viel zu oft werden Tiere auch nur nach dem optischen Erscheinungsbild oder nach Trends ausgewählt. Dabei wird vergessen, dass unterschiedliche Tierarten und Tierrassen auch unterschiedliche Grundbedürfnisse haben. Ob bestimmte Tiere zu einem passen, sollte nie nur nach der Optik entschieden werden.
Tiere jeder Art werden viel zu häufig an unwissende Menschen verkauft und sind diesen dann schutzlos ausgeliefert. Gerade deswegen ist die Einführung eines Sachkundenachweises unersetzlich! Die Situation in den Tierheimen ist auch aufgrund von menschlicher Unwissenheit so dramatisch. Oftmals wissen Tierhalter nicht mit welchen Kosten sie es zu tun bekommen (Futter, Tierarztkosten, Zubehör), wie viel Aufmerksamkeit ein Tier benötigt oder welche Bedürfnisse es hat und geben dann aus Überforderung ihr Tier im Tierheim ab. Wenn man sich im Voraus mit den Anforderungen einer Tierhaltung auseinandersetzt und Kenntnisse und Fähigkeiten aufbauen muss, kann man diese Abgaben verhindern.
Denn eines sollten wir in diesen Debatten nie vergessen: Tiere sind fühlende Wesen, die ein Recht auf ein artgerechtes und gutes Leben haben und deren Bedürfnisse nicht an letzter Stelle stehen sollten!
Ein großes Danke an das Tierheim Berlin für einen spannenden Einblick und eure unermüdliche und wichtige Arbeit!
Ein Beitrag von Inken Seib. Ich absolviere momentan ein Praktikum im Bundestagsbüro von Peggy Schierenbeck. Ich stehe kurz vor dem Abschluss meines Masterstudiums „Human-Animal-Interactions“, in welchem ich mich viel mit Tierethik und Tierrechten auseinandergesetzt habe, weswegen mir dieses Thema besonders am Herzen liegt.